Meine Hunde haben an Silvester Angst: Wie ich den Jahreswechsel mit ihnen verbringe und ihnen helfe

Silvester ist für viele Menschen ein Fest.
Für viele Hunde – und auch für meine – ist es vor allem eines: Stress.

Die wenigsten Hunde lässt es kalt, wenn plötzlich rundherum geböllert wird und Raketen in die Luft fliegen. Manche Hunde sind nur verunsichert, andere wiederum sind ängstlich und einige Hunde geraten in Panik oder befinden sich tagelang in einem Angstmodus. Für viele Hunde (und andere Tiere) bedeutet die Silvesternacht Unwohlsein oder pure Angst.

Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich möchte, dass du weißt, dass dein Hund mit seiner Unsicherheit oder Angst an Silvester keine Ausnahme ist.
Und weil ich zeigen möchte, dass wir zwar wenig Einfluss auf unsere Umwelt haben – wir unseren Hunden aber durch Begleitung, Mitgefühl und soziale Unterstützung helfen können.

Mir ist ein Punkt besonders wichtig klarzustellen: Ängste lassen sich sehr wohl durch gezieltes Training verringern. Angst beim Hund ist kein Schicksal, dem man hilflos ausgeliefert ist.
Durch einen sinnvollen Trainingsaufbau – bestehend aus Bindungsarbeit als Grundlage, der Förderung von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen auf der einen Seite und gezielter Desensibilisierung auf der anderen – können viele Hunde langfristig lernen, mit angstauslösenden Reizen besser umzugehen.

Aber: Nicht in der akuten Angstsituation an Silvester.

Silvester ist keine Trainingsumgebung. Die Reize sind unvorhersehbar, extrem intensiv und nicht kontrollierbar. Genau deshalb eignet sich diese Nacht nicht dafür, an Ängsten zu arbeiten oder sie „in den Griff bekommen zu wollen“.

Wirksames Training bei Ängsten braucht:

• Zeit

• Wiederholbarkeit

• kontrollierbare Rahmenbedingungen

Es ist ein Prozess – kein Notfallprogramm für eine einzige Nacht.
Und nicht jede Angst lässt sich vollständig auflösen. Manchmal ist das Ziel nicht Angstfreiheit, sondern bessere Bewältigung.

Deshalb heißt es für mich in der Silvesternacht nicht trainieren, sondern:
👉 Sicherheit geben.
👉 Wohlbefinden fördern.
👉 Soziale Unterstützung bieten.

Unser Silvester folgt einer klaren, ruhigen Struktur:

• Vormittags gehen wir noch einmal ausgiebig spazieren und spielen im Garten.

• Am Nachmittag, bevor es dunkel wird, gibt es einen kurzen Spaziergang, damit alle Geschäfte erledigt sind.

• Abends, in einer ruhigeren Phase zwischen ca. 20 und 23 Uhr, gehen wir noch einmal gemeinsam in den Garten, damit sie pinkeln können.

• Nachts, wenn hier alles vorbei ist, gehen wir noch mal kurz spazieren.

Den Abend über sind wir drinnen. Sobald die Knaller lauter und häufiger werden, läuft laute Musik, um die Knallgeräusche von draußen so gut es geht zu überdecken.
Ich spreche ruhig und beruhigend mit meinen Hunden, wenn sie auf die Knaller reagieren.
Wenn sie Nähe suchen, bekommen sie Nähe. Wenn sie sich zurückziehen wollen, dürfen sie das.

Um Mitternacht liegen wir gemeinsam auf den Hundekissen vor dem Kamin, die Musik ist laut, und wir kuscheln.
Für meine Hunde ist das das Wichtigste überhaupt: soziale Unterstützung.
Ich bin gelassen, lasse sie nicht allein und bin für sie da.

Mir ist ein Punkt besonders wichtig – gerade an Silvester: Hunde mit Ängsten brauchen kein Mitleid. Aber sie brauchen Mitgefühl, Verständnis und praktische Unterstützung.

Mitleid macht hilflos. Mitgefühl hingegen bedeutet, dass du deinen Hund siehst, ihn mit seinen Gefühlen ernst nimmst und ihm so gut hilfst, wie es dir möglich ist.

Und ja – mich ärgert die sinnlose, rücksichtslose Ballerei. Ich habe Mitgefühl mit all den Wildtieren und Haustieren, die diese Nacht in blanker Panik erleben.
Gleichzeitig bin ich dankbar, dass meine Hunde „nur“ unter mäßiger Angst leiden – denn ich kenne einige Hunde, bei denen Silvester extreme Angstzustände auslöst.

Wichtig:
Bei sehr starker Angst können und dürfen auch tierärztlich begleitete Medikamente eine sinnvolle Unterstützung sein. Das ist kein Versagen – sondern echte Verantwortungsübernahme zum Wohle deines Hundes.

Wenn du das hier liest und denkst: „Das klingt wie bei uns“ – dann braucht dich das nicht wundern, denn dein Hund ist kein Ausnahmefall, wenn er an Silvester Angst hat!

Fördere sein Wohlbefinden durch seine Lieblingsbeschäftigungen, etwas zum Knabbern oder positiven Körperkontakt. Hilf ihm aktiv beim Stressabbau und begleite ihn, indem du selbst möglichst ruhig bleibst, an seiner Seite bist und ihm Struktur und Sicherheit gibst.

Dann werdet ihr den Jahreswechsel sicherlich gemeinsam meistern!